Mittwoch, 29. Dezember 2010

Andalusien - 5. Tagestour, Gibraltar


The Rock
Am 29.12.10 stand nun endlich der Tagesausflug nach Gibraltar an. Der morgendliche Blick in den trüben Himmel verhieß nichts Gutes, aber noch einmal verschieben wollten wir die Tour auch nicht, da dies schon unser vorletzter Urlaubstag war. An der Grenze angekommen standen wir dann erstmal in einem derart langen Stau, dass wir noch kurz überlegten, das Auto stehen zu lassen, um mit dem Bus und zu Fuß den Ort mit dem Affenfelsen zu erkunden. Diese Besuchsart wurde auf einigen Seiten im Internet wegen des hohen Besucherandrangs empfohlen. Im Sommer verständlich, aber am 29. Dezember? Doch dann sahen wir die Ursache für den Stau: ein Flugzeug im Landeanflug! Wie bei einem Bahnübergang waren die Schranken an der Grenze geschlossen, da sich direkt dahinter die Start- und Landebahn des Flughafens von Gibraltar befindet. Ein Kuriosum, dessen praktische Nutzung wir nun hautnah miterleben durften. Danach ging es zügig voran und wir sind anschließend durch halb Gibraltar bis zum großen Parkplatz direkt an der Bodenstation der Seilbahn gefahren. Das Parken war erstaunlicherweise umsonst, vielleicht ist das im Sommer anders.
 
Blick aus der Seilbahn

Mit der Seilbahn sind wir dann hoch zur Bergstation gefahren, um von dort verschiedene Sehenswürdigkeiten des Felsens zu Fuß zu erkunden, geleitet von einigen Caches, die dort versteckt waren. Zunächst machten wir natürlich Bekanntschaft mit den vielen Berberaffen, die dort heimisch sind und sich immer wieder Fressbares von den Touristen erhoffen. Das Füttern ist jedoch unter Geldstrafe verboten. Im Jahr 2008 wurde bereits angeordnet, eine separate Gruppe Affen, die den oberen Felsen verlassen und angefangen hatte, in Wohnhäuser einzudringen, zu töten. Mit dieser Meldung im Hinterkopf fiel es uns nicht schwer, uns an das Fütterverbot zu halten. Doch selbst die ständig anwesenden Taxifahrer ignorieren dieses Verbot und die schlauen Affen merken sofort, wo etwas zu holen ist. In Südafrika konnten wir schon einmal beobachten, wie ein Pavian einem Kind ein Eis am Stiel entriss. Hier wurden wir erneut Zeuge eines Eisklaus, obwohl dieses Mal der Vater sein Kind auf den Schultern trug. Für eine aufmerksame Affenmutter war das kein Hindernis. Sie kletterte einfach an dem Mann hoch, der Mühe hatte, das Gleichgewicht zu halten, und stahl dem entsetzten Kind das Eis. 

"Lass mir was übrig..."
Schlechtes Gewissen?
Nachdem sie es fast aufgegessen hatte, überließ sie das Eis ihrem bettelnden Nachwuchs. Der kleine Affe schleckte den Rest vom Stiel, als der Vater mit seinem heulenden Kind vorbei trottete. Der Gesichtsausdruck des Äffchens war umwerfend. Er schaute den beiden hinterher, als hätte er tatsächlich ein schlechtes Gewissen. ;-)  
St. Michaels Höhle

Nachgebildeter Schädelfund


Der Konzertsaal

Wir haben dann erstmal die große "St. Michaels Höhle" besucht, auch wenn der Eintritt ziemlich hoch war. Die Meinungen über diese Höhle gehen weit auseinander, von "mächtig beeindruckend" bis "total verkitscht". Ich selber mag lieber Höhlen, die so naturbelassen wie möglich sind, war aber trotzdem von den wirklich riesigen Tropfsteingebilden  sehr fasziniert. Und wir fanden es angenehm, uns frei und ungezwungen (ohne Führung) in der Höhle bewegen zu können. Auch die ausgestellten Exponate samt Infotafeln wie der Querschnitt eines Stalagmiten mit 45 cm Durchmesser oder die Nachbildung eines auf Gibraltar gefundenen Neandertalerschädels waren recht interessant. Der echte Schädel wurde 1848 im Steinbruch von Forbes gefunden, also acht Jahre vor der Entdeckung des Neandertals bei Düsseldorf, wodurch diese Spezies ihren Namen bekam. Ein sehr großer Höhlenraum wird im Sommer als Konzertsaal genutzt. Wir befanden uns schon Richtung Ausgang, als unten auf der Bühne eine Teilnehmerin einer kleinen Reisegruppe plötzlich anfing, eine Arie zu schmettern. Gar nicht schlecht und die Akustik in der Höhle war erstklassig, was der Frau einigen Applaus einbrachte.

Devil's Gap Battery
Das geheimnisvolle Tor
Anschließend ging es zur "Devil's Gap Battery" aus dem Jahr 1902, eine der vielen ehemaligen Küstenbefestigungen des Militärs, die inzwischen vor sich hin rottet. Auch hier war der Ausblick fantastisch und da wir nach dem Abstieg noch in den Botanischen Garten wollten, sind wir anschließend die schmale Straße in südlicher Richtung am Felsen entlang gelaufen, die durch mehrere Tunnel führte. Bei einem Tunnel erregte eine Abzweigung unsere Aufmerksamkeit, die vor einem verschlossenem Tor endete, hinter dem Licht brannte. Neugierig versuchten wir, durch einen Spalt einen Blick hinter das Tor zu erhaschen, aber wozu dieser Ort tief im Felsen noch genutzt wurde, konnten wir leider nicht feststellen. 

Exotische Gewächse

Lila Blütentraum

Farbenpracht im Botanischen Garten
Also liefen wir weiter abwärts und waren bald darauf wieder "downtown", um uns trotz des trüben Wetters die farbenprächtigen Gewächse des Botanischen Gartens anzusehen, nachdem wir dort  ebenfalls einen Cache gefunden hatten. Nicht alle Pflanzen kamen uns bekannt vor und wir genossen einfach den Spaziergang durch die tropischen Gewächse und staunten über die Vielfalt. Natürlich fehlte auch dort die rote englische Telefonzelle nicht, so wie alles andere auch in Gibraltar die britische Hoheit erkennen lässt. Bis auf den Verkehr, der weiterhin rechts verläuft, weshalb für die Briten immer wieder deutliche Hinweise ("look left") vor Straßenüberquerungen angebracht wurden. Ich habe dann noch auf der Terrasse eines Pubs bei einer großen Tasse Tee einen Schwung Postkarten geschrieben. Würde ich Briefmarken sammeln, hätte ich mir selber wohl auch eine geschickt, denn eine abgestempelte Marke aus Gibraltar ist sicher seltener als eine aus Spanien. Als wir dann aufbrachen, hatte schon die Dämmerung eingesetzt und trotz der Befürchtung, erneut in einen Stau zu geraten, ging es recht flott wieder aus Gibraltar raus über die Grenze und zurück Richtung Malaga. 
Abschied von Gibraltar


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